Hoden-krebs-FAQ
Hodenkrebs - Was ist das?
Krebs entsteht aus bösartig veränderten Zellen. Im Fall von Hodenkrebs liegt im Hodengewebe des Mannes eine bösartige Zellwucherung vor. Ohne Behandlung können sich die veränderten Zellen im ganzen Körper ausbreiten. Mit einer frühzeitigen Behandlung kann Hodenkrebs bei den meisten Männern dauerhaft geheilt werden. Über alle Hodenkrebsstadien hinweg liegt die Gesamtüberlebenswahrscheinlichkeit bei ca. 96% nach fünf Jahren.
In Deutschland erkranken jährlich etwa 4000 Männer neu an Hodenkrebs, die meisten davon in der Altersgruppe der 20-44 Jährigen. Obwohl Hodenkrebs auf alle Krebsarten betrachtet als Krebsart selten ist, so ist sie bei jungen Männern die häufigste bösartige Krebserkrankung.
Es gibt verschiedene Arten von Hodenkrebs, die in der feingeweblichen Untersuchung durch das Mikroskop, festgestellt werden können. Es erfolgt hauptsächlich die Unterteilung in Seminome (56%) und Nichtseminome (37%). Seminome bestehen aus Samen-produzierenden Zellen und Nichtseminome auch nicht-Samen-produzierenden Zellen.
Was sind Risikofaktoren für Hodenkrebs?
Bisher gibt es nur wenige gesicherte Risikofaktoren. Es wird vermutet, dass die Grundlage für Hodenkrebs bereits während der Entwicklung des Kindes im Mutterleib gelegt wird. Falsch programmierte Keimzellen, können sich in der Pubertät und durch äußeres Einflussfaktoren zu Krebszellen entwickeln. Keimzellen dienen der Fortpflanzung.
So kann als Risikofaktoren ein angeborener Hodenhochstand gesehen werden. Eine genetische Veranlagung, wenn bereits ein Familienmitglied Hodenkrebs gehabt hat, kann ebenfalls das Risiko erhöhen. Männer, die an einer Störung der Fruchtbarkeit leiden oder bereits einen Hodentumor im Gegenhoden hatten, haben auch ein erhöhtes Risiko an Hodenkrebs im Laufe ihres Lebens zu erkranken.
Verdachtsdiagnose Hodenkrebs – Was jetzt?
Bei einer auffälligen Tastuntersuchung der Hoden wendet man sich am besten direkt an eine(n) Urologen:in. Das Gespräch beginnt meist mit einer kurzen Befragung zu Vorerkrankungen, oben genannten Risikofaktoren, Lebensgewohnheiten und Medikamenteneinnahmen. Anschließend erfolgt die körperliche Untersuchung, wobei die Hoden abgetastet werden. Außerdem die Brustdrüsen, der Bauch und die Lymphknoten oberhalb des Schlüsselbeins sowie im Leistenbereich.
Anschließend folgt meist die Ultraschalluntersuchung, in der nach Gewebeveränderungen der Hoden geschaut wird. Bei einem auffälligen Tastbefund und/oder Ultraschallbefund, wird meist noch eine Blutentnahme durchgeführt. Hier werden Hodentumormarker im Blut bestimmt und meist auch noch ein Blutbild gemacht.
​
Wenn in den bisherigen Untersuchungen der Verdacht erhärtet wurde, soll anschließend eine Computertomographie (CT) des Bauchraums, Beckenbereichs und Brustkorbs durchgeführt werden, alternativ kann auch eine Magnetresonanztomografie (MRT) erfolgen.
​
Ebenso muss bei einem erhärteten Verdacht eine Hodenfreilegung durch einen Schnitt in der Leiste erfolgen. Gegebenenfalls erfolgt ein Schnellschnitt und anschließend die Teil- oder komplette Entfernung des Hodens. Anschließend werden bei bestimmten Voraussetzungen, wie Hodenvolumen < 12ml und Alter < 30 Jahre, im Gegenhoden mehrere Gewebeproben durch einen kleinen Schnitt am Hodensack entnommen, um zu schauen, ob hier Krebsvorstufen vorliegen.
Die Stadieneinteilung bei Hodenkrebs
Die Stadieneinteilung bei Hodenkrebs kann nach Durchführung der bildgebenden Untersuchungen und der Operation erfolgen. Diese ist entscheidend für die weitere Behandlung des Hodenkrebs.
Dazu wird die TNM-Klassifikation verwendet. T steht dabei für “Tumor” und beschreibt, wie weit sich der Tumor im Hoden ausgebreitet hat. So kann der Tumor auf den Hoden beschränkt sein (z.B. T1 Stadium), oder den Hoden “überschreiten” (ab T3 Stadium).
N steht für “Nodulus” (lat. für Lymphknoten) und beschreibt, ob Tumorzellen in den umliegenden vorhanden sind.
M gibt an, ob Metastasen in anderen Organen gefunden wurden. Metastasen sind räumlich getrennte Tochtergeschwülste, man spricht auch davon, dass der Tumor gestreut hat. Zusätzlich werden die Hodentumormarker in die Bewertung durch die S-Klassifikation mit einbezogen.
Aus diesen vier Kriterien lassen sich die Stadien der Erkrankung festlegen. Stadium 0 und I beschreibt organbegrenzte Hodentumoren, Stadium II Hodentumoren mit Lymphknotenbefall unterhalb des Zwerchfells und Stadium III weiter fortgeschrittene Tumore.
Fruchtbarkeit und Sexualität erhalten
Nach dem Verdauen der Mitteilung der Diagnose stellt sich oft die Frage, welche Auswirkungen eine Hodenkrebserkrankung auf die Fruchtbarkeit und Sexualität haben kann.
Die Entfernung des Hodens, die Chemotherapie oder Strahlentherapie können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
Hier ist es wichtig frühzeitig offen über das fruchtbarkeitsschädigende Ausmaß mit den behandelnden Ärzt:innen zu sprechen. Inzwischen übernehmen die Krankenkassen das Einfrieren von Samenzellen, sodass jederzeit ein Kinderwunsch durch eine künstliche Befruchtung in den meisten Fällen erfüllt werden kann. Nichtsdestotrotz darf man nicht vergessen, dass die Unfruchtbarkeit ein Risikofaktor ist und mit dieser ein Kinderwunsch unerfüllt bleibt.
​
Das Geschlechtshormon Testosteron, dass einen Einfluss auf das sexuelle Verlangen, die Erektionsfähigkeit und Fruchtbarkeit hat, wird zum größten Teil in den Hoden produziert. Nach einer Hodenentfernung sinkt es, insbesondere, wenn beide Hoden entfernt werden mussten. Das kann zu vermindertem Bartwuchs oder Schweißausbrüche und Stimmungsschwankungen führen.
Um dies zu vermeiden werden nach der Operation regelmäßig die Hormonwerte überprüft und bei medizinischer Indikation Testosteron als Gel oder Depotspritze alle drei Monate verabreicht.
​
Es ist möglich, dass der fehlende Hoden durch eine Silikonprothese ersetzt wird. Diese Implantation erfolgt meist erst nach Abschluss der vollständigen Therapie. Die Kosten werden nicht von den Krankenkassen übernommen, allerdings kann eine Anfrage gestellt werden. Manchmal besteht ein Ermessensspielraum. Wichtig zu wissen ist dass der Hodenersatz sich von der Konsistenz anders anfühlt als der eigentliche Hoden. Im Aufklärungsgespräch vor einer solchen Operation kann meist eine Silikonprothese abgetastet werden.
Die Säulen der Therapie nach der Operation
Welche Behandlung nach der Operation erfolgt, hängt vom Tumorstadium ab. Hier ist der intensive Austausch mit den Ärzt:innen wichtig.
Zum Teil erfolgt ein kontrolliertes Abwarten, eine Chemo- und/oder Strahlentherapie bis hin zur operativen Entfernung der Lymphknoten. Allen gemeinsam ist eine intensive engmaschige Behandlung durch den/die Urolog:in, mindestens alle drei Monate.
Welche Therapieform die richtige ist, wird meist in Tumorkonferenzen in den Krankenhäusern entschieden, bei denen sich Ärzt:innen aller beteiligten Fachrichtungen beteiligen und anhand von Leitlinien und neuesten Erkenntnissen, allen vorliegenden Untersuchungsergebnissen, ihrem körperlichen Zustand sowie möglichen weiteren Erkrankungen die passendste Therapieoption heraussuchen.
Tipp: Du kannst Dir immer eine ärztlichen Zweitmeinung einholen, wenn Du Dich nicht ausreichend gut beraten fühlst. Schreibe Dir dafür Deine Fragen, Zweifel und Sorgen auf.
Die Nachsorge und Wege zurück in den Alltag
Wenn die Erstbehandlung abgeschlossen ist, beginnt die Krebsnachsorge. Hier erfolgt die Vorstellung bei deinem/deiner Urolog:in nach einem vorgegebenen Schema aus den aktuellen Leitlinien je nach Tumorstadium. In den meisten Fällen alle drei Monate. Es erfolgt eine körperliche Untersuchung, ein Ultraschall sowie eine Blutentnahme. In regelmäßigen Abschnitten müssen erneut eine CT oder MRT Untersuchung sowie ein Röntgen Thorax durchgeführt werden.
Eine Rehabilitation kann Dich unterstützen, die Folgen von Krankheit und Behandlung zu bewältigen. Dadurch kann Dir die Rückkehr in den Alltag erleichtert werden. Eine Rehabilitation kann entweder stationär in einer Klinik oder stundenweise ambulant vor Ort durchgeführt werden. Ziel ist es, dass Du körperlich als auch seelisch wieder auf die Beine kommst. Im Anschluss kann bei Bedarf eine berufliche Wiedereingliederung erfolgen.
Tipp: Nutze außerdem gerne die vielen professionellen Unterstützungsangebote, die Dich bei körperlicher oder seelischer Belastung, sozialen Herausforderungen, Fragen zur Berentung oder finanziellen Sorgen unterstützen können. Informationen hierzu findest Du in der Patientenleitlinie oder sprich Deine behandelnden Ärzt:innen darauf an. Auch PATE bietet psychische Unterstützung an.